Dass auch die Rückseiten von Plakaten spannende historische und mediengeschichtliche Perspektiven eröffnen können, war Gegenstand der Diskussion der „Kommission für Plakatbearbeitung“, die am 18. Oktober 2011 im Rahmen des 31. Österreichischen Bibliothekartages in Innsbruck stattfand. Julia König-Rainer von der Wienbibliothek, deren Hauptbestand an Plakaten dem Firmenarchiv der Plakatierungsgesellschaft „Gewista“ entstammt, erläuterte die wertvollen Hinweise über Affichierungsmengen, -orte und andere Details, die man den Rückseiten aus diesem Bestand entnehmen kann.
Susanne Tremml von der Österreichischen Nationalbibliothek widmete sich dem Thema „Rückseiten von Plakaten aus jüngster Vergangenheit“. Sie brachte dabei Beispiele von doppelt bedruckten Ankündigungen: Nach dem Krieg geschah dies aus Papiermangel, später weil man die Poster zum Beispiel auch als Theaterprogramme nutzte oder weil sie als Kleinplakate in Schaufenster hingen und so von beiden Seiten betrachtet werden konnten.
Christian Maryška – ebenfalls von der Nationalbibliothek – erörterte anhand von Stempeln der Polizeidirektion Wien aus den 1930er und den späten 1940er Jahren die behördliche Dimension der Medienkontrolle. Der Vortragende zeigte auch, dass es nicht immer die Rückseiten sein müssen, die Aufschluss über die Sammlungsgeschichte eines Blattes geben: Ottokar Mascha zum Beispiel stempelte seinen Eigentumsvermerk selbstbewusst auf die Vorderseite der Objekte.
Bei einer anschließenden Exkursion in das Innsbrucker Zeughaus erläuterte Claudia Sporer-Heis die Plakatbestände, die in ihrer Institution zur Tiroler Kulturgeschichte gesammelt werden.
Im Rahmen der Veranstaltung konnte den Expertinnen und Experten auch AUSTRIAN POSTERS präsentiert werden.