Die globalisierte Unterhaltungskultur führt auch zu einer Vereinheitlichung der Werbung. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen etwa ein Film in verschiedenen Ländern unterschiedlich beworben wurde. Visuelle Biotope werden da angesichts dieser optischen „Gleichschaltung“ immer seltener. Umso bemerkenswerter sind daher jene in den 1980er und 1990er Jahren entstandenen, handgemalten Plakate für die Video-Clubs in Ghana. Allerdings wurden auch diese so speziellen Originalarbeiten mittlerweile von gedruckten Postern abgelöst.
In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kamen die ersten Videorecorder nach Ghana, und findige Leute begannen mit den neuen Abspielgeräten, mit Fernsehapparaten und ein paar Bänken und Stühlen Clubs zu gründen, in denen sie Filme zeigten. Beworben wurden diese Videovorführungen mit eben jenen Originalbildern, die in ihrer Mischung von bluttriefender Grausamkeit, bizarrem Humor und naiver Darstellungsform zu etwas sehr Eigenständigem wurden. Bald wurden ausländische Sammler auf die speziellen Filmplakate aus Ghana aufmerksam, und so fanden die Blätter den Weg in Ausstellungshäuser in den USA und Europa. Besonders ist dabei die Präsentation der Kollektion von Wolfgang Stäbler in der Münchner „Pinakothek der Moderne“ im Jahr 2011 unter dem Titel „Deadly and brutal“ in Erinnerung.
Im Vorjahr hat nun auch der bekannte französische Filmpublizist und Spezialist für Horror-Filme Jean-Pierre Putters ein umfassendes Buch zum Thema unter dem Titel „Ça l’affiche mal! Le meilleur du pire des affiches de cinéma du monde. Le Ghana“ herausgebracht. Zahlreiche Abbildungen werden darin durch einen ausführlichen Text ergänzt. Über die Entstehung der Affichen vermerkt der Autor, dass die Auftraggeber lokale Künstler veranlassten, die Filme auf ihre Weise zu visualisieren. Die dabei entstandenen Plakate entsprachen nicht immer dem Originalszenario des Filmes, der gezeigt werden sollte, waren aber ideal auf die Erwartungshaltung der Bevölkerung abgestimmt: „Die Künstler zogen den Schock dem Chic vor, die Fantasie der Realität.“
Das Buch dokumentiert auch in anschaulicher Weise die Filmlandschaft in Ghana: Einerseits werden da viele afrikanischen Filme, die vor allem in Nigeria („Nollywood“) entstanden sind, beworben, aber auch Hollywood ist vor allem mit seinen bekanntesten Actionfilmen vertreten – der austro-amerikanische Darsteller Arnold Schwarzenegger gehört dabei offensichtlich zu den besonderen Publikumslieblingen.
Putters, Jean-Pierre: Ça l’affiche mal! Le meilleur du pire des affiches de cinéma du monde. Le Ghana, Lormont – Bruxelles 2011.