Will man unsere Zeit verstehen, will man die visuelle Kultur, die uns umgibt und beeinflusst, begreifen, so muss man sich mit der Geschichte des Grafikdesigns beschäftigen. Es ist deshalb positiv zu vermerken, dass sich der Berufsverband „designaustria“ gemeinsam mit Andreas Koop mit der Buchserie „/design/er/leben/“ der Entwicklung dieses so wichtigen, leider aber oft unterschätzten Bereiches widmet.
Der siebente Band der Reihe ist nun endlich einer Frau, nämlich Emanuela Delignon, gewidmet. Sie hat ein sehr interessantes und vielfältiges Werk aufzuweisen, das von Verpackungen über Plakate bis zu einer großen Zahl von Buchillustrationen reicht. Die Künstlerin wurde im Jahr 1930 – leider verrät das Buch nicht das genaue Geburtsdatum – als Emanuela Wallenta in Graz geboren und verbrachte den Großteil ihrer Kindheit und Jugend in Wien. Von 1949 bis 1954 besuchte sie die „Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt“, 1955 begann sie ihre Berufslaufbahn bei „Belvedere Krawatten“ – aus dieser Zeit sind auch einige Plakate erhalten. Relativ bald zog sie jedoch eine selbständige Tätigkeit als Designerin und Illustratorin vor. Über einen Wettbewerb erhielt sie den Auftrag für die Gestaltung der „Smart“-Zigarettenverpackung. Vier Jahre später brachte die „Austria Tabak“ die „Smart Export“ heraus. Zu ihrem Bedauern wurde nicht Delignon mit dem Relaunch beauftragt, sondern Haimo O. Lauth. Die augenfälligste Änderung bei der Neugestaltung bestand darin, dass der österreichische Wappenadler in der Mitte der Zigarettenverpackung durch eine Weltkugel ersetzt wurde und das Schriftband „Semper et ubique. Immer und überall“ hinzukam. Nicht zuletzt durch die Künstlerin Valie Export, die ihren Familiennamen „Lehner“ 1967 zu „Export“ änderte und dies auf einem Foto durch die teilweise Überklebung einer „Smart“-Schachtel mit dem Namen Valie und ihrem Porträt dokumentierte, erhielt die Zigarettenmarke so etwas wie Kultstatus. Daher ist es für Emanuela Delignon auch ein wichtiges – und durchaus verständliches – Anliegen, dass ihre diesbezügliche Leistung nicht vergessen oder falsch dargestellt wird.
1960 heiratete die Grafikerin den französischen Pädagogen und Übersetzer Jean Delignon. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit verlagerte sich zu jener Zeit deutlich von der Werbung zur Buchillustration. Besonderen Erfolg hatte Emanuela Delignon mit der Gestaltung von Schulbüchern, wie etwa „Imperium Romanum“ oder „Hallo Everybody“. Dabei gelang es ihr, den manchmal etwas trockenen Lehrstoff für Generationen von Schülerinnen und Schülern mit ihren humorvollen Zeichnungen heiterer und ansprechender zu gestalten. 1995 trat Emanuela Delignon offiziell in den Ruhestand, ist aber weiterhin künstlerisch aktiv.
Koop, Andreas: Emanuela Delignon. Mit selbstbewusstem Strich illustriert, Wien 2012 (=/design/er/leben/, 7. Bd).