Joseph Binder war über Jahrzehnte einer der Stars des internationalen Grafikdesigns, von den 1920er bis in die 1960er Jahre wurden seine Arbeiten weltweit rezipiert. Es ist daher erstaunlich, wie überschaubar die Zahl der Publikationen über Leben und Werk des österreichisch-amerikanischen Grafikdesigners ist: 1976 gab die langjährige Ehefrau und Managerin des Grafikers, Carla Binder, einen Band über ihren verstorbenen Mann heraus, 2001 veranstaltete das Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien eine Ausstellung über Binder und veröffentlichte dazu einen vorbildlich recherchierten Katalog.
Nun hat erfreulicherweise – die sowohl als Designerin wie auch als Wissenschaftlerin fachlich ausgewiesene – Anita Kern, die bereits mit dem 2008 erschienenen Band „Österreichisches Grafikdesign im 20. Jahrhundert“ ein Standardwerk zum Thema vorgelegt hat, den 8. Band der Reihe „/design/er/leben/“ Joseph Binder gewidmet. Im Mittelpunkt steht dabei das Schaffen Binders in Österreich, über seine Jahre in den USA plant die Autorin einen Folgeband im Rahmen der von designaustria herausgegebenen Reihe. Die Darstellung ist sehr präzise aufgrund des im MAK verwahrten Nachlasses erarbeitet und bietet unter anderem auch weniger bekannte Abbildungen aus dem Schaffensspektrum Binders. Anita Kern bringt in ihrer Biographie den Stellenwert des Grafikdesigners prägnant auf den Punkt: „Joseph Binders Bedeutung für das Grafikdesign in Österreich der 1920er und 30er Jahre ist unbestritten, schon aufgrund der Präsenz seiner Arbeiten in der Öffentlichkeit: Meinl Kaffee und Tee und dessen Konkurrent Arabia, Persil, Bensdorp, Jawo Herrenmoden, Österreich-Tourismus, Österreichische Waren, viele Ausstellungsplakate. Aber auch seine Vorbildfunktion als Auftraggeber zahlreicher Gebrauchsgrafiker in seinem Atelier schlägt sich in den Arbeiten der Zeit nieder.“
Auf den Folgeband über Binders Wirken in den USA darf man bereits gespannt sein.
Kern, Anita: Joseph Binder. Protagonist der Moderne, Wien 2012 (=/design/er/leben/, Band 8.1).