Auf Robert Haas gehen nicht nur entscheidende Impulse im Bereich der Schriftkunst in Österreich und den USA zurück, sondern von ihm stammen auch bekannte Fotoporträts berühmter Persönlichkeiten, wie Albert Einstein, Arturo Toscanini, Max Reinhardt oder Marlene Dietrich. Daneben betätigte er sich mit Erfolg in den verschiedensten Bereichen angewandter Grafik, wobei der Bogen von Buchgestaltungen über Banknoten bis zu Plakaten reichte.
Der vielseitige Künstler wurde am 16. April 1898 in Wien geboren. Nach Matura und Kriegsdienst begann Robert Haas sein Studium an der Technischen Hochschule in Wien. Daneben hörte er Vorlesungen in Nationalökonomie und Kunstgeschichte und studierte von 1920 bis 1923 an der Kunstgewerbeschule bei Rudolf Larisch Schrift, Typenkunde und Heraldik und von 1929 bis 1931 bei Trude Fleischmann Fotografie. Die beiden Themen Schrift und Fotografie sollten von da an das Leben von Rudolf Haas bestimmen.
1925 gründete er gemeinsam mit Carry Hauser und Fred Siegle das grafische Atelier „Officina Vindobonensis“. In der Werkstatt wurden unter anderem 21 Handpressen-Drucke und neun Verlagswerke gedruckt. Darunter waren auch Erstausgaben, wie etwa Hugo von Hofmannsthals Erstausgabe des Dramas „Das Bergwerk zu Falun“.
Neben den bibliophilen Arbeiten betätigte sich Haas als Kalligraph und gestaltete verschiedene Urkunden, wie etwa eine prachtvolle Ehrengabe für den Dirigenten Arturo Toscanini in Zusammenhang mit der Aufführung des Verdi-Requiems in Gedenken an den im Jahr 1934 von Nazis ermordeten österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß.
Robert Haas war als Gebrauchsgrafiker überaus aktiv und entwarf Inserate, Briefpapiere, Prospekte, Bucheinbände und Plakate. Dazu kamen noch Signets und Exlibris für bekannte Persönlichkeiten, wie etwa den Architekten Clemens Holzmeister, für den Haas auch noch nach dem Krieg tätig war.
Von 1936 bis 1937 war Haas im Auftrag des Bundeskanzleramtes als Fotograf bei den Salzburger Festspielen tätig, wo er viele Bühnenstars der damaligen Zeit porträtierte. Für die Weltausstellung 1937 in Paris schuf er im Auftrag des Architekten des österreichischen Pavillons, Oswald Haerdtl, eine spektakuläre, 8 mal 30 Meter große Fotomontage zur Großglockner-Hochalpenstraße.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1938 in Österreich musste Haas fliehen. Er ging zunächst ein halbes Jahr nach London, wo er für das John Lewis Department Store zwei große Fotomontagen produzierte. In den Vereinigten Staaten fand Robert Haas dann einen bleibenden Aufenthalt.
1941 konnte er in New York wieder eine Kunstdruckerei nach Art der Wiener „Officina“ gründen. Er nannte das Unternehmen nach seinem Sternzeichen, dem Widder, „Ram Press“. Dieser Name sollte bald zu einem Synonym für künstlerisch und handwerklich wertvolle Druckarbeit werden.
Zu den Auftraggebern des Unternehmens gehörten neben der Wirtschaft vor allem Kunstgalerien und Museen, das Guggenheim Museum war dabei ein besonders wichtiger Kunde. Daneben entfaltete Robert Haas in Amerika eine reiche Lehrtätigkeit auf dem Gebiet der Schriftkunst, wobei er es war, der die Methode seines Lehrers Larisch in die USA brachte.
Nach einem langen und von großer Kreativität geprägten Leben starb Robert Haas am 5. Dezember 1997 in Valhalla bei New York. Die Designhistorikerin Anita Kern schreibt zum Schicksal von Robert Haas sehr treffend: „Österreich hat durch die nationalsozialistische Kulturpolitik der Vertreibung des Geistigen und die unterlassene Rückholung der Vertriebenen in der Zweiten Republik in Robert Haas einen wichtigen Protagonisten der Typografie verloren. Ein Gebiet von großer Bedeutung, das in Österreich ohnehin nicht stark vertreten war und ist.“
Weiterführende Literatur:
Egger, Hanna: Robert Haas. Schrift, Druck, Photographie. Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien 1983.
Holzer, Anton – Frauke Kreutler: Robert Haas. Der Blick auf zwei Welten, Wien 2016.
Kern, Anita: Grafikdesign in Österreich im 20. Jahrhundert, Salzburg 2008.