„Ein starkes Talent, ein fröhlicher Bejaher des Lebens, ein Humorist von Gottes Gnaden“ nannte ihn die „Kleine Volks-Zeitung“ in ihrem Nachruf am 6. Oktober 1925. Fritz Gareis brachte tatsächlich in seine Zeichnungen meist eine komische Note mit ein. Kein Zufall auch, dass er nicht nur ein gefragter Gebrauchsgrafiker und Illustrator war, sondern ebenso ein Pionier der europäischen Comic-Szene.
Fritz Gareis wurde am 21. Oktober 1872 in Wien als Sohn des gleichnamigen deutschen, aus Görlitz stammenden Malers (1845–1903) geboren. Fritz Gareis junior betätigte sich als Landschafts- und Genremaler, widmete sich aber auch in vielfältiger Weise der angewandten Grafik. So schuf er während des Ersten Weltkriegs unter anderem Spendenmarken, Propagandapostkarten und Plakate. Gareis war auch als Zeichner für Tageszeitungen und satirische Magazine, wie etwa „Österreichs Illustrierte Zeitung“, die „Volkszeitung“, “Der Montag” oder „Die Muskete“, tätig.
Ab 2. November 1923 veröffentlichte Gareis in der linksorientierten satirischen Zeitschrift „Götz von Berlichingen“ die erste österreichische Comicserie, die allgemein als eine der frühesten ihrer Art in Europa gilt. Sie hieß „Bilderbogen des kleinen Lebens“ und war den zum Teil skurrilen Abenteuern der „Familie Riebeisl“ gewidmet. Es sind Geschichten, die auch als eine Art Vorform zu den Family Sitcoms des späteren Fernsehzeitalters gesehen werden können. Ein Erfolgsgarant der Serie war wohl auch, dass der prominente Autor Hugo Bettauer für die Texte sorgte. Bettauer hat bis zu seiner politisch motivierten Ermordung im März 1925 daran mitgearbeitet.[1]
Die Comics wurden rasch so populär, dass sie nach dem frühen Tod von Fritz Gareis im Oktober 1925, nach zweimonatiger Unterbrechung, von Karl Theodor Zelger im ursprünglichen Sinn bis zum Jahr 1934 weitergeführt wurde. Ein Zeichen für die große Beliebheit der „Riebeisls“ ist der Umstand, dass Gareis die beiden Hauptfiguren auf Werbeplakaten für einen Rundfunkempfänger auftreten ließ.
Fritz Gareis schuf auch populär gewordene Buchillustrationen, wie etwa für den von August Kopisch verfassten Band „Die Heinzelmännchen“, für „Wiener Sagen“ und „Wiener Märchen“. Er arbeitete am „Kriegs-Stammbuch der Stadt Wien“ mit und sorgte für den Bilderschmuck zu den Notenausgaben der „Lieder für große und kleine Kinder“. Gerade dieser Illustrationsbereich lässt, so wie auch manche seiner Karikaturen, den Schattenbereich des „Humors“ seiner Zeit deutlich werden. So sprengen bisweilen derb rassistische Darstellungen alle heutigen Vorstellungen von Political Correctness. Am 5. Oktober 1925 verstarb Fritz Gareis nach einer kurzen schweren Krankheit in Wien.
[1] Der Tag, 7.10.1925, S. 7.