Josef Frank wird in Wien zurzeit vehement ins Gedächtnis gerufen. Über die Ausstellung im MAK „Josef Frank Against Design“ wurde an dieser Stelle schon berichtet, am ersten Aprilwochenende wurde die Villa Beer, ein Meisterwerk der Zwischenkriegszeit, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Und nun sei auf ein Buch hingewiesen, das durchaus als Standardwerk in Sachen Josef Frank als Raumgestalter und Möbeldesigner angesehen werden kann. In der Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots gab die Kunsthistorikerin Marlene Ott-Wodni einen Prachtband heraus, der sich vorerst einmal der Biografie Josef Franks widmet, dann seiner Firma „Haus & Garten“, seinem nicht immer friktionsfreien Verhältnis zur Internationalen Moderne und der Firma „Svenskt Tenn“, für die er dann nach seiner Emigration in Schweden arbeitete. Was aber dieses Buch besonders wichtig macht, ist das Werkverzeichnis mit dem Abbildungsnachweis.
Marlene Ott-Wodni begann 2006 an ihrer Dissertation zu Josef Frank als Raumgestalter und Möbeldesigner zu arbeiten, schloss diese 2009 ab, die Beschäftigung mit dem Thema riss aber nie ab, und so konnten sowohl in dieses Buch – als auch in die Ausstellung im MAK – neue Erkenntnisse einfließen. Fragt man die Kunsthistorikerin, was ihr denn persönlich am Werk Josef Franks am besten gefalle, dann nennt sie zuerst einmal die Villa Beer, dann aber gleich die Möbel. Und zwar die an und für sich schlichten Stücke, die der Designer entweder durch Lackanstrich veredelte, die Maserung des Holzes besonders hervorhob oder die Möbel mit Stoff bespannte. Da fällt bei den farbigen Abbildungen des Buches besonders ein Sekretär mit grüner Schleiflackoberfläche auf.
Es war eine aufwendige Pionierarbeit, die Ott-Wodni mit ihrer Arbeit leistete, denn Frank war außerordentlich produktiv, seine Entwurfszeichnungen und Fotografien waren in diversen privaten und öffentlichen Sammlungen verstreut, in alten Zeitschriften wohl abgebildet, die Auftraggeber blieben damals jedoch anonym. Die Kunsthistorikerin legte aber besonderes Augenmerk darauf, alle Auftraggeber auszuforschen. Probleme ergaben sich auch dadurch, dass die Designer damals eng zusammengearbeitet haben, es daher schwer war, bestimmte Stücke ihrem Schöpfer zuzuordnen. Das Werkverzeichnis enthält aber ausnahmslos nur gesicherte Entwürfe von Josef Frank.
Bemerkenswert an dem Buch ist auch das Vorwort, das eigentlich ein Essay zur Geschichte von 25 Möbelstücken aus dem Hofmobiliendepot ist und deren Beziehung zu einer Gruppe von Menschen, die alle irgendwie miteinander verwandt, verschwägert oder auch befreundet waren.
Und weil Josef Frank zu den schreibenden Architekten gehörte, jenen, die sich auch theoretisch mit ihrem Metier auseinandersetzten, noch ein Zitat aus dem Buch zum Thema Tradition und Moderne: „Der Begriff Tradition kann genau betrachtet nichts anderes als das Streben nach Verbesserung und Vervollkommnung bedeuten. Wer heute irgendeinen Gebrauchsgegenstand macht, kann ihn nur dann in gutem Sinn modern machen, wenn er im Besitz einer formalen Tradition ist, und ihn dann so macht, daß er für seinen Zweck die beste Form erhält.“
Ott-Wodni, Marlene: Josef Frank 1885 – 1967. Raumgestaltung und Möbeldesign, Wien 2015 (=Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots, 33. Bd).