Karl-Heinz Fehrecke gehörte zu den bestimmenden Persönlichkeiten im Bereich des deutschen Filmplakates der 1950er und 1960er Jahre. Viele zeittypische Streifen, wie etwa die Immenhof-Serie oder die Filme mit dem 1950er-Star Marion Michael, wurden mit Plakaten von Karl-Heinz Fehrecke beworben. Seine Töchter, Beate Fehrecke und Dagmar Rode, haben nicht nur eine beachtliche Sammlung von Arbeiten ihres Vaters zusammengetragen, sondern damit auch ein attraktives Buch herausgegeben. Unterstützt haben sie dabei der renommierte Grafiker und Fehrecke-Neffe Nicolaus Ott vom Atelier „Ott + Stein“ sowie René Grohnert.
Nicolaus Ott erinnert sich an die Arbeitsweise seines Onkels in seinem Textbeitrag und gibt dabei einen interessanten Einblick in den Entstehungsprozess „handgemachter“ Grafik im vordigitalen Zeitalter: „Einer Idee eine Form geben! Diesen Prozess konnte ich schon als Kind in seinem Atelier verfolgen. Es gab ein Ritual: KHF hatte das zuvor feuchte Papier auf das Reißbrett gespannt und mit wasserlöslichen Klebestreifen fixiert. Nach Trocknung übertrug er mit Bleistift Skizzen-Vorlagen auf das Papier, um diese dann mit Temperafarben auszumalen. Unterschiedliche Rund- und Flachpinsel ergaben die gewünschten Oberflächen-Strukturen. Mit Skalpell ausgeschnittene Fotomotive wurden collagiert, Schriften per Hand geschrieben oder Schriften auf belichtetem Fotopapier einmontiert. Das Ende des Rituals bildete die Airbrush-Pistole.“
Karl-Heinz Fehrecke hatte sein Handwerk von Grund auf gelernt. Schon sein Vater führte eine Druckerei, und er selbst absolvierte, wie viele andere hervorragende Grafiker, zunächst eine Lithografenlehre. Es folgte ein Studium an der staatlichen Kunstgewerbeschule in Kassel und die Arbeit bei verschiedenen Firmen, bis er im Jahr 1938 sein eigenes Atelier für Gebrauchsgrafik in Kassel gründen konnte. Zwischen 1939 bis 1945 war er als Kriegsmaler in Frankreich und Belgien eingesetzt, danach führte er seine eigene Firma erfolgreich weiter. Bereits 1946 wurde er mit der Gestaltung der ersten Industriemesse in Hannover betraut. Es folgten viele Plakatentwürfe für die Filmbranche, aber auch Aufträge aus Wirtschaft und Kultur sowie zahlreiche Buchgestaltungen. Nach vierzig Jahren intensiver kreativer Arbeit schloss Fehrecke 1978 sein Atelier, 1994 verstarb er in Gummersbach.
Die Publikation über Karl-Heinz Fehrecke bietet reiches Anschauungsmaterial für alle, die sich für die Entwicklung des Grafikdesigns, für Filmgeschichte oder ganz allgemein für Kulturgeschichte interessieren. Man würde sich ähnliche Publikationen über eine Reihe weiterer interessanter Gebrauchsgrafiker wünschen.
Fehrecke, Beate – Dagmar Rode (Hrsg.): Karl-Heinz Fehrecke – Filmplakate im Wirtschaftswunder, Göttingen 2017.