Seit 2004 gibt die Künstlerinnengruppe SPRING alljährlich ein eigenes Magazin heraus. An dieser Stelle wurde im August 2014 schon auf das Heft mit dem Titel WUNDER hingewiesen. Und nun ist es also wieder so weit, nach dem erotisch angehauchten PRIVÉE vor drei Jahren, einem indischen Heft 2016 und dem YO FUTURE – das sich dann doch eher optimistisch der Zukunft widmete – im vorigen Jahr, lautet nun das Thema ARBEIT. Das Besondere an all diesen Heften ist – neben dem Inhalt – die grafische Gestaltung. Die Bezeichnung „Kunstcomic“ fiel für SPRING in der deutschen Presse. Das Schwergewicht liegt nämlich auf „den unterschiedlichsten Arbeiten aus den Bereichen Comic, Illustration und freier Zeichnung“. Ja, und nachdem in einem der vergangenen Hefte auch einmal Männer vertreten waren, ist es diesmal doch wieder eine rein weibliche Angelegenheit.
In den Farben ROT, einem sehr dunklen BLAUSCHWARZ, einem helleren GRAUBLAU und einem matten WEIß sind die Comics, die Illustrationen und die freien Zeichnungen gehalten. Wie immer bei solchen Druckwerken, in denen die Bilder eine so dominante Rolle spielen, wird man zuerst einmal blättern und das Optische auf sich wirken lassen. Und wie es wirkt! Die Grafikerinnen sind Meisterinnen ihres Faches.
Der Unterschied liegt wahrscheinlich nur im persönlichen Geschmack, ob man lieber starke Bilder sieht oder sich durch kleinteilige Comics durcharbeitet, feine Zeichnungen nachverfolgt oder versucht, Bildrätsel zu lösen. Und da sind die Texte – zweisprachig deutsch und englisch – noch nicht einmal besprochen. Wobei es auch Bilderfolgen gibt, die ganz ohne Text auskommen, dann wieder sind die Wörter in die Bilder hineingearbeitet, und eine besonders wirksame Lösung hat Carolin Löbbert bei ihrem Beitrag „Der Lohn der Arbeit“ gefunden: die linke Seite wird mit einer Zeichnung gefüllt, die rechte Seite – die ja immer mehr Aufmerksamkeit bekommt – mit starken, in unterschiedlichen Schriften gehaltenen Statements zum Thema „Wer wie lange arbeiten muss, um etwas Bestimmtes zu erreichen“. Da werden unter anderen die Unterschiede zwischen Managern und Friseurinnen, Profifußballern und Hebammen, Männern und Frauen recht plakativ dargestellt. Es geht also sowohl beinhart her, als auch ironisch, vor allem selbstironisch. Wenn Birgit Weihe in ihrem Essay „ARBEIT Ein eigenes Arbeitszimmer“, frei nach Virginia Woolf, die Situation bei einer Hochzeit schildert, bei der eine Gesprächspartnerin meint: „Sie sind Illustratorin? Wie nett, dann ist also Ihr Hobby Ihr Beruf.“ Diese Selbstironie ist auch am Ende des Magazins festzustellen, an dem die Künstlerinnen sich in ihren Kurzbiografien präsentieren. In den einzelnen Beiträgen werden Märchen nacherzählt und Haikus verfasst, wobei der über die berufstätigen Mütter von Doris Freigofas grafisch besonders wirksam daherkommt. Freigofas hat auch das Cover zum diesjährigen Heft gestaltet.
Die aktuelle Ausgabe kann beim Mairisch Verlag direkt bestellt werden.