„Der eleganteste Mann, der je gelebt hat“, so beschrieb der Filmregisseur Billy Wilder einmal seinen Freund Ernst Deutsch-Dryden. Der so Charakterisierte widmete sich jedoch nicht nur mit großer Sorgfalt dem eigenen Styling, sondern er wollte auch anderen zu jener Eleganz verhelfen, über die er selbst verfügte.
Über die Jugend des am 3. August 1887 in Wien in eine jüdische Familie geborenen Ernst Deutsch und vor allem über die Art seiner Ausbildung ist wenig bekannt. Besser verortbar wird seine Biografie ab dem Jahr 1910. Damals übersiedelte der 23-Jährige nach Berlin, und aus diesem Jahr sind bereits grafische Arbeiten von ihm erhalten, darunter ein Plakat sowie Illustrationen für Zeitschriften, wie etwa für die „Elegante Welt“, „Die Jugend“ oder die „Lustigen Blätter“. Deutsch schloss sich jenem Kreis von modern gesinnten Entwerfern an, die gemeinsam mit der Druckerei „Hollerbaum & Schmidt“ eine neue Linie von Außenwerbung kreierten. Neben dem ebenfalls aus Wien stammenden Julius Klinger gehörte vor allem der mit seinem Typus des „Sachplakats“ vorbildgebende deutsche Grafiker Lucian Bernhard zu dieser Gruppe.
Doch bald emanzipierte sich Ernst Deutsch von der gestalterischen Nüchternheit seiner Kollegen und entwickelte einen eigenen illustrativen Stil in der Plakat- und Inseratenwerbung. Typisch dafür ist seine sechzehnteilige Plakat-Serie für das elegante Berliner Restaurant „Richard’s“ aus dem Jahr 1913: „Dandyhaftes, mondäne Extravaganz, übersteigerte Eleganz und ein nicht selten verschmitzter Humor kennzeichneten diese Arbeiten und sollten für sein Schaffen auch weiterhin bestimmend bleiben“ – so charakterisierte der Kunsthistoriker René Grohnert einmal diesen Entwicklungsschritt des Designers.
Die so erfolgreich begonnene Karriere von Ernst Deutsch erlitt jedoch während des Ersten Weltkriegs und der dadurch entstandenen schlechten Auftragslage einen deutlichen Einbruch. Überdies wurde in dem 1916 erschienenen, vom Schriftsteller Hans Reimann verfassten, Pamphlet „Die schwarze Liste. Ein heikles Bilderbuch“, Deutsch des Ideendiebstahls bei der Gestaltung seiner Plakate und Inserate beschuldigt. Mag sein, dass es diese Angriffe waren, die Deutsch veranlassten, nach Wien zurückzukehren und das Pseudonym Dryden anzunehmen.
Nach Kriegsende führte Deutsch-Dryden in Wien sehr erfolgreich ein eigenes Grafikstudio, in dem er eine große stilistische Bandbreite entwickelte. Unter anderem entwarf er für den Herrenausstatter Knize ein durchgehendes Erscheinungsbild, das zum Teil bis heute Bestand hat, wie etwa der Firmenschriftzug oder die Verpackung des Herren-Parfüms „Knize Ten“.
1926 übernahm Deutsch-Dryden die künstlerische Leitung der im deutschen Ullstein Verlag erscheinenden Modezeitschrift „Die Dame“. Aus diesem Grund lebte er in den Jahren von 1926 bis 1933 hauptsächlich in Paris, um von dort als „Bildberichterstatter“ über die aktuellsten Trends berichten zu können. 1933 ging er in die USA, wo er, nach kurzer Tätigkeit in New York, in Hollywood erfolgreich den Schritt vom Modezeichner zum Modeschöpfer vollziehen konnte. So zeichnete er für die Kostüme zahlreicher Filme verantwortlich, unter anderem für „The Garden of Allah“ (1936), „Lost Horizon“ (1937) oder „The Prisoner of Zenda“ (1937).
Am 16. März 1938 starb Ernst Deutsch-Dryden im 51. Lebensjahr in seiner Villa in Hollywood an Herzversagen. Es wird vermutet, dass der Schock über die Nachrichten vom „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland bei Deutsch-Dryden, der noch Familie in Wien hatte, zum Tod führte.
Literatur
Grohnert, René: Ernst Deutsch-Dryden 1887 – 1938, in: Neue Werbung 1990/3, S. 30ff.
Lipmann, Anthony: Der Dandy als Designer. Ernst Dryden. Plakatkünstler und Modeschöpfer, München – Luzern 1989.
Noever, Peter (Hrsg.): Ernst Deutsch – Dryden, En vogue!, Wien 2002 (=MAK Studies 2).