Das DDR-Plakat ist seit 1990 ein abgeschlossenes Sammelgebiet – Neues kommt nicht mehr dazu. Allerdings sind die Analyse und die Auswertung vieler Aspekte dieses beachtenswerten Bereichs noch längst nicht abgeschlossen. Verschiedene Institutionen und Projekte nehmen sich dieser Aufgabe immer wieder an.[1] Spezielle Qualitäten hat das DDR-Plakat vor allem im Bereich kultureller Themen erlangt, speziell die Plakate für das Theater und den Film stechen hier heraus.
Die DEFA-Stiftung unterstützt intensiv die Aufarbeitung der Film-Plakat-Geschichte der DDR.[2] Nach einem Gesamtüberblick (siehe Anm. 2) fällt nunmehr der Blick auf ein sehr spezielles Kapitel: Filmplakate im „Dreifach-A0“ Format (118 x 242 cm) aus den 1960er Jahren. Dass überhaupt noch eine größere Anzahl dieser Plakate erhalten sind, grenzt an ein Wunder, denn die Auflagen waren klein und somit blieb wenig übrig, weshalb in den einschlägigen Filmmuseen und Archiven in Berlin, Potsdam und Frankfurt a.M. nur einige wenige Exemplare verzeichnet sind, wie Patrick Rössler, der Autor des neu erschienenen Buches „Großes Kino“, in seiner Einleitung berichtet.[3] Somit dürfte die Kollektion, auf der Rösslers Dokumentation basiert und die in der Erfurter Universitätsbibliothek aufbewahrt wird, einmalig sein.
Rössler, der Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt ist und lange Zeit als Filmkritiker tätig war, zeigt in seinem Buch die Filmplakate chronologisch sortiert. Ergänzende Informationen gibt es zum jeweiligen Film. Oftmals werden die „Standardplakate“ dazu im Hochformat abgebildet und damit eine Vorstellung davon gegeben, wie mit der Gestaltung der großen Querformate verfahren wurde. Manchmal ist das Hochformatmotiv erweitert oder einzelne Bereiche sind neu angeordnet, in anderen Fällen unterscheiden sich die Plakate völlig. Hin und wieder finden sich auch Vergleichsmotive aus Filmheften oder Aushangfotos.
Im Text wird zwar Folgendes erwähnt: „Anfang der 1960er Jahre: Großflächenplakate gehörten zu den üblichen Instrumenten, die von den Verantwortlichen bei Progress (Progress-Filmverleih, d.A.) für Spielfilme in Auftrag gegeben wurden.“[4] Aber leider gibt es keinen Hinweis, an welchen Orten solche Plakate zum Einsatz kamen, denn für die Litfaßsäule dürfte das Format nicht geeignet gewesen sein und die erwähnte kleine Auflage weist vielleicht auf einen Einsatz am Kino selbst oder in dessen unmittelbarer Umgebung hin.
Ein spezielles Kapitel des DDR-Filmplakats ist hier dokumentiert, das eigentlich schon vergessen war, darin liegt der Verdienst dieses Bandes. Diese Dokumentation lädt ein, an den von Patrick Rössler skizzierten grundsätzlichen wie gestalterischen Fragen weiter zu forschen. Anteil an dieser „Einladung“ hat auch die adäquate Buchgestaltung.
[1] Z.B. die Stiftung Plakat Ost , die Plakate nach 1945 aus der SBZ (Sowjetisch besetzte Zone) und 1948–1990 aus der DDR sammelt, bewahrt und erschließt.
[2] Detlef Helmbold: Mehr Kunst als Werbung: Das DDR-Filmplakat 1945–1990, Berlin 2018 (mit rund 6400 Abbildungen).
[3] Patrick Rössler: Großes Kino: Monumentale DDR-Filmplakate der 1960er Jahre, Verlag Bertz + Fischer, Berlin 2021, S. 7.
[4] Ebenda, S. 8.