Nachdem Gustav Mahler im Jahr 1897 Direktor der Wiener Hofoper geworden war, war er bestrebt, den damals reichlich verstaubten Opernbetrieb zu reformieren und in die stilistische Aktualität der Jahrhundertwende zu führen. Dies betraf natürlich auch die Bühnenausstattung. Mahlers Wahl einer geeigneten Persönlichkeit dafür fiel nach einigem Suchen auf Heinrich Lefler, der damals schon als Maler und Grafiker erfolgreich in Erscheinung getreten war. Heinrich Lefler war von Beginn an von einer anregenden künstlerischen Atmosphäre umgeben. Sein Vater Franz Lefler war ein renommierter Maler, dessen Kunst-am-Bau-Projekte von Brünn über Wien bis zur Oper von Odessa reichten.
Heinrich Lefler wurde am 7. November 1863 in Wien geboren. Nach der Schulausbildung und nach Studien an den Akademien der bildenden Künste in Wien und München wurde er 1891 Mitglied der „Gesellschaft bildender Künstler – Künstlerhaus“. Lefler war nicht nur als „freier Künstler“ im Bereich der Malerei tätig, sondern auch als angewandter Grafiker ein Wegbereiter modernen Grafikdesigns in Österreich. So entwarf er zahlreiche Arbeiten für die Wirtschaftswerbung, wie Plakate, Inserate oder Geschäftskataloge. Bereits 1882 finden sich in dem Musterbuch „Allegorien und Embleme“ einige seiner Entwürfe. Für „Auerlicht“ schuf er um 1897 eines der frühesten Jugendstil-Plakate in Österreich.
Lefler illustrierte auch viele Bücher der um die Jahrhundertwende boomenden Verlagslandschaft. 1900 wurde er schließlich von Gustav Mahler zum Ausstattungschef der Wiener Hofoper gemacht. Im selben Jahr gründete Lefler gemeinsam mit einigen Künstlerfreunden – darunter sein Schwager Joseph Urban – den Hagenbund. 1902 konnte dann in der von Urban für den Künstlerbund eigens adaptierten Ausstellungshalle in der Wiener Zedlitzgasse die erste Ausstellung des Hagenbundes durchgeführt werden, für die Lefler auch das Plakat schuf. Im Unterschied zum Plakat von Gustav Klimt für die erste Ausstellung der Secession bestimmte nicht ein Symbolbild zum Thema „Neu gegen Alt“ das Blatt, sondern eine einprägsame signethafte Lösung mit den drei die Malerei, Bildhauerei und Architektur symbolisierenden Wappen.
Mit Joseph Urban arbeitete Lefler über die Gründung des Hagenbundes hinaus eng zusammen. Diese Kooperation erstreckte sich auf die verschiedensten Gebiete der angewandten Kunst, wie die Grafik aber auch die Gestaltung von Innenräumen. 1902 wurde Heinrich Lefler Präsident des Hagenbundes. Im selben Jahr sorgte er gemeinsam mit dem Banknotenspezialisten Rudolf Rössler für das Design des österreichischen 1000-Kronen-Scheines.
1903 beendete Heinrich Lefler seine Tätigkeit an der Wiener Hofoper und wechselte an das Wiener Hof-Burgtheater, wo er bis 1910 für die künstlerische Ausstattung verantwortlich zeichnete. Im selben Zeitraum unterrichtete er als Professor an der Wiener Akademie. Aufgrund von Auseinandersetzungen um den von ihm und Joseph Urban gestalteten Kaiser-Jubiläums-Umzug von 1908 legte Heinrich Lefler seine öffentlichen Funktionen, wie den Lehrauftrag und seine Stellung im Burgtheater, nieder und arbeitete nur noch auf privater Basis.
Gegen Ende des Jahres 1918 erlitt Heinrich Lefler einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte: am 14. März 1919 verstarb er in Wien.