Er galt als hervorragender Alpinist, die Liste seiner Leistungen als Kletterer ist beeindruckend, der „Malersteig“ auf der Rax trägt diesen Namen in Erinnerung an die Erstbegehung der Route durch Otto Barth und dessen Malerfreund Gustav Jahn. Beide waren auch Pioniere des damals noch relativ jungen alpinen Skisports. Und beiden gelang es erfolgreich, ihre Bergleidenschaft mit ihren künstlerischen Ambitionen zu verbinden.
Seine Ausbildung zum Maler und Grafiker erhielt der am 3. Oktober 1876 in Wien geborene Otto Barth in einer Zeichenschule und dann, von 1892 bis 1896, an der Akademie der bildenden Künste in seiner Geburtsstadt. Die Motive seiner künstlerischen Arbeit waren nahezu ausschließlich seinen Erfahrungen als Reisender und Alpinist entnommen. Mit seinen Bildern war der „Alpenmaler“, wie er genannt wurde, im Künstlerhaus und im Hagenbund, dessen Mitglied er zeitweise war, zwischen 1905 und 1911 in zahlreichen Ausstellungen vertreten. Im Salzburger Hauptbahnhof sind Fliesenbilder nach Entwürfen von Otto Barth erhalten, im ehemaligen Hotel „Herzoghof“ in Baden bei Wien ein von ihm entworfenes riesiges, farbenfrohes „Glasgemälde“.
Barth zeigte keine elitäre Einstellung in seinem Selbstverständnis als Künstler, seine Bilder, wie etwa sein Gemälde „Morgengebet der Kalser Bergführer auf dem Großglockner“ und auch weitere Arbeiten, wurden in zahlreichen Farbdrucken verbreitet. Ansichtskartenserien mit seinen Naturbildern trugen ebenfalls zu seiner Popularität bei. Barth war auch aufgeschlossen gegenüber den Aufgabenstellungen der angewandten Grafik. So etwa schmückte über lange Jahre hinweg eine Illustration von ihm den Umschlag der Zeitschrift „Der Naturfreund“. Für den sozialdemokratischen Bergsteigerverein gestaltete er noch weitere Arbeiten, wie Illustrationen für die Zeitschrift des Vereins, für ein Plakat oder für eine Ansichtskarte.
Auch für die „k.k. österreichischen Staatsbahnen“ entwarf Otto Barth, so wie sein Freund Jahn, einige Plakate. Barth erhielt von der Bahn jedoch nicht so viele Plakataufträge wie Jahn, vielleicht, weil seine Arbeiten etwas moderner waren als die seines Freundes. Barth war ein begabter Fotograf, und dies ist auch seinen Plakaten anzumerken, die von einem fotografischen Blick geprägt sind. Auch das von Barth gewählte Rahmendekor war nicht mehr dem zeittypischen floralen Jugendstil verpflichtet, sondern bereits an der strengen geometrischen Ornamentik der Wiener Werkstätte orientiert.
Nach jahrelangen gesundheitlichen Problemen verstarb Otto Barth am 9. August 1916, erst 39-jährig, in Wien.
Printpublikation in: Bernhard Denscher, Gebrauchsgrafik aus Österreich. 51 Lebensläufe. Aesculus Verlag, Wolkersdorf 2022, S. 68f.