Neuerscheinung: Grafikdesign aus Österreich

In dem Buch „Grafikdesign aus Österreich“ wird eine Reihe von Kreativen präsentiert, denen – so unterschiedlich sie in ihren Darstellungsweisen auch waren – ästhetisch ansprechende und damit auch effektive angewandte Grafik gelungen ist. Es gibt dabei so manche interessante Entdeckung zu machen: Viele der hier Präsentierten sind mitunter in der Fachwelt respektierte Persönlichkeiten, man kannte und kennt auch in breiteren Kreisen ihre Arbeiten, aber die Menschen dahinter sind oft nahezu unbekannt.

Bei einigen gab es zudem bisher nur wenige biografisch gesicherte Fakten. Durch grundlegende Recherchen für die vorliegende Publikation konnten so wesentliche biografischen Lücken geschlossen werden.

Das vorliegende Buch ist eine Fortsetzung zu dem Band „Gebrauchsgrafik aus Österreich“, der 2022 erschien. Darin ging es um KünstlerInnen der Jahrgänge bis 1900. Nun werden österreichische Kreative präsentiert, die nach 1900 geboren wurden. Konkret umfasst das Buch Geburtsjahre von 1901 bis 1937 und beschreibt ausschließlich die Lebensläufe von bereits verstorbenen Künstlerinnen und Künstlern.

Es waren herausfordernde Zeiten, in denen die hier Dargestellten lebten: vom Ersten Weltkrieg und den darauffolgenden entbehrungsreichen Jahren über die die Krisen der Zwischenkriegszeit bis zur Zeit des Austrofaschismus von 1933 bis 1938. Nahezu alle erlebten die nationalsozialistische Machtergreifung in Österreich im Jahr 1938 – aber nicht alle überlebten sie. Die begabte Künstlerin Hanna Schiff etwa wurde ermordet, einigen gelang die Flucht, andere blieben und hatte Probleme, ihren Beruf auszuüben, wieder andere arrangierten sich so gut es eben für sie ging. Begeisterte Propagandisten des Nationalsozialismus, die es auch gab, sollte man in diesem Buch aber nicht finden.

Ab den 1950er Jahren kam es verstärkt zu Ateliergemeinschaften und in einer enormen Dynamik zur Verbreitung von Werbeagenturen. Dieses Buch ist jedoch der im Laufe der Jahrzehnte immer schwieriger werdenden Position der EinzelgrafikerInnen gewidmet, die – auch wenn sie größere Ateliers führten – als kreative Persönlichkeiten die Ausrichtung ihrer Unternehmen prägten, während im Rahmen moderner Werbeagenturen die Gestaltung der Grafik zunehmend in der Anonymität von Großkonzernen aufgeht.

Eine Motivation dieser Publikation ist es auch, das in der entsprechenden Literatur oft vernachlässigte Thema der Leistungen von Frauen im Bereich des Grafikdesigns darzustellen: Denn Frauen hatten es auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Grafikerinnen nicht leicht. In Österreich bestimmten – wie in den USA – die „Mad Men“, wie die Werbeleute in der bekannten TV-Serie genannt werden, lange Zeit das Geschehen. Bald hatte auch der Hype der „Wiener Werkstätte“ vom Beginn des Jahrhunderts nachgelassen, in dem angewandte Künstlerinnen Anerkennung erlangen konnten. Das Frauenbild des „Ständestaates“ und – noch schlimmer – des Nationalsozialismus waren auch im Kunstbereich äußerst hinderlich für die weiblichen Emanzipationsbestrebungen. Umso beeindruckender ist es, dass es begabte und selbstbewusste Frauen schafften, sich als selbständige Grafikerinnen mehr und mehr erfolgreich zu positionieren.

Die präsentierten Designerinnen und Designer sind:

Paul Aigner, Josef Autherid, Friedrich von Berzeviczy, Margit Doppler, Hans Fabigan, Lois Gaigg, Robert Hanna, Walter Harnisch, Andreas Karl Hemberger, Alexander Hussl, Ilse Jahnass, Wilhelm Jaruska, Stefan Jekels, Paula Keller, Erni Kniepert, Karl Kren, Hansi Lehner-Rosner, Sylvester Lička, Rudolf Matouschek, Othmar Motter, Karl Neubacher, Ernst Paar, Elisabeth Pikhard, Litz Pisk, Hanna Schiff, Anton Theodor Schwarz, Paul Kurt Schwarz, Otto Stefferl, Hans Thomas, Peter Tölzer, Heinz Traimer, Johannes Troyer, Friedrich Veit, Alexander Wagner, Frizzi Weidner, Lisl Weil, Karl Wiener, Arthur Zelger.

Teilweise dem Vorwort der neu erschienenen Publikation entnommen:
Bernhard Denscher: Grafikdesign aus Österreich. 38 Lebensläufe. Aesculus Verlag, Wolkersdorf 2024, 216 Seiten, mit 195 meist farbigen Abbildungen, 23×18 cm; Preis: EUR 39. ISBN 978-3-200-09855-8.