„In einer ernster werdenden Zeit brauchen wir Oasen des Humors zum Auftanken“, meinte der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll anlässlich der Eröffnung des „Karikaturmuseums Krems“ im September des Jahr 2001. Das vom prominenten Karikaturisten und erfolgreichen Architekten Gustav Peichl baulich gestaltete Museum hat sich in den zwei Jahrzehnten, die seither vergangen sind, überaus gut bewährt und ist zu einer Erfolgsgeschichte in der österreichischen Museumslandschaft geworden. Für das Museum wurde auch in den Sammlungen des Landes Niederösterreichs ein solides Fundament gelegt: „Als wissenschaftliches Kompetenzzentrum in Fragen der satirischen Kunst und in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften der Donau-Universität Krems kommen die Landessammlungen Niederösterreich ihren Kernaufgaben der wissenschaftlichen Erschließung wie dem Erhalt der Objekte nach“, erläutert Wolfgang Krug, der für Karikaturen zuständige Sammlungsleiter der „Landessammlungen Niederösterreich“. Mit rund 7000 Originalwerken aus dem Bereich der Bildsatire beherbergt man in Krems die in ihrer Art größte Sammlung Österreichs. Dazu gehören bedeutende Bestände an Werken von so prominenten Karikaturisten wie Manfred Deix, Bruno Haberzettl, Gerhard Haderer, Gustav Peichl (Ironimus), Erich Sokol oder Wilfried Zeller-Zellenberg.
Zum Jubiläum zeigt das Karikaturmuseum bis 30. Januar 2022 die sehenswerte Ausstellung „Schätze aus 20 Jahren. Karikaturen aus den Landessammlungen Niederösterreich“. Die vom künstlerischen Direktor des Museums, Gottfried Gusenbauer, kuratierte Schau bringt einen Überblick über die Highlights der Sammlung. Besonders interessant ist dabei aus der Sicht der Designgeschichte die Präsentation der frühen österreichischen Comics-Strips, wie etwa die von Fritz Gareis gezeichnete Serie „Bilderbogen des kleinen Lebens“ mit den Abenteuern der Familie Riebeisl, die von 1923 an in der linken Satire-Zeitschrift „Götz von Berlichingen“ erschienen war.
Mit den von Ladislaus Kmoch gestalteten Strips über die Abenteuer des Kleinbürgers, Opportunisten und zeitweiligen faschistischen Maulhelden Tobias Seicherl und dessen lebensklugen, zur Sozialdemokratie tendierenden Hundes Struppi werden in der Ausstellung die ersten deutschsprachigen politischen Comics gewürdigt. Die Strips erschienen erstmals im Nationalratswahlkampf 1930 im sozialdemokratischen „Kleinen Blatt“. In den Folgejahren verstand es der Gestalter, sich in den politischen Umbrüchen der Zeit den jeweiligen Machthabern anzupassen.
Eine überaus bedeutende Persönlichkeit des österreichischen Grafikdesigns war Erich Sokol, dessen satirische Arbeiten ebenfalls in der Schau zu sehen sind. Lange in Schwarz-Weiß für die „Arbeiter-Zeitung“ und die „Süddeutsche Zeitung“ als politischer Karikaturist tätig, gestaltete er später gelungene Farbcartoons für eine Reihe von Magazinen. Von 1967 bis 1992 prägte Sokol zunächst als Chefgrafiker und dann als Art-Direktor den grafischen Auftritt des Österreichischen Rundfunks und schuf damit ein international rezipiertes Beispiel für ein modernes Erscheinungsbild eines Medienunternehmens.
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Karikaturmuseum Krems