„Unerschöpflich ist Karpellus in seinen bunten Einfällen, die ohne durch Aufdringlichkeit aufzufallen, bald für eine schöne Gegend, bald für eine Kaufmannsware Stimmung machten“, schrieb Ottokar Mascha in seiner „Österreichische Plakatkunst“. Mascha, renommierter Plakatsammler und -experte, wies auch auf die enorme Produktivität von Adolf Karpellus hin, der, so vermerkte Mascha, bis Ende 1913 nicht weniger als 138 Plakate herausgebracht hatte.
Die Auftraggeber fanden offenbar Gefallen an der unaufgeregten Zurückhaltung, die viele noch an der Malerei orientierten Affichen von Adolf Karpellus prägte. Als einer der frühesten „Werbeprofis“ unter seinen Künstlerkollegen war Karpellus jedoch in verschiedenen Stilrichtungen kompetent, wobei seine Bandbreite vom konservativ gemalten „Stimmungs-Plakat“ bis zum echten Eye-catcher reichte, wie seine Arbeit für „Fritzelack“ eindrucksvoll beweist. Dieses um 1910 entstandene Reklamemotiv hatte eine derartige Wirkung, dass ein Sturz auf den Bauch – insbesondere beim Schilauf – im Wienerischen bis heute noch „Fritzelack“ genannt wird.
Adolf Karpellus, Sohn eines Offiziers der österreichisch-ungarischen Armee, wurde am 8. Jänner 1869 in Nowy Sącz in Galizien (heute Polen) geboren. Seine Ausbildung erhielt er an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei den Professoren Christian Griepenkerl und Joseph Matthias Trenkwald und anschließend an der Pariser Académie Julian bei Tony Robert-Fleury und Jules-Joseph Lefebvre. In der französischen Hauptstadt wurde Karpellus mit der dort schon sehr ausgeprägten Außenwerbung konfrontiert, was für sein weiteres Schaffen prägend werden sollte. Nach seiner Rückkehr nach Wien beschäftigte er sich intensiv mit dem Medium Plakat und war damit einer der frühesten Spezialisten auf diesem Gebiet in Österreich. Das Spektrum der mit Plakaten von Karpellus beworbenen Produkte war sehr breit und reichte von Fotoapparaten über Lacke bis zu verschiedenen Genussmitteln. Trotz seiner Bereitschaft, Plakate in konservativer „Ölbildmanier“ abzuliefern, gelangen ihm immer wieder hoch moderne Affichen, wie etwa 1899 ein Blatt, das Malzkaffee von Julius Meinl bewarb.
Den offenbar vorgegebenen ausführlichen Text illustrierte der Grafiker mit Zeichnungen, die an Skizzen für einen Animationsfilm erinnern.
1905 wurde Adolf Karpellus als ordentliches Mitglied in die „Gesellschaft bildender Künstler Österreichs – Künstlerhaus“ aufgenommen und sorgte für einige Ausstellungsplakate, die im Hinblick auf die konservative Grundhaltung der Vereinigung überraschend modern wirkten. Das Künstlerhaus widmete Adolf Karpellus im Jahr seiner Aufnahme eine eigene Präsentation seiner Plakate, er trat aber auch als Maler von Porträts, Landschaften, Stillleben und Genrebildern hervor. Für das Ölgemälde „Porträt der Mutter“ wurde er 1907 mit der „Kleinen goldenen Staatsmedaille“ ausgezeichnet.
Im Ersten Weltkrieg entwarf Karpellus zahlreiche Plakate für die Bewerbung von Kriegsanleihen und Ansichtskarten zu Kriegsthemen – unter anderem für das „Rote Kreuz“.
Adolf Karpellus starb am 18. Dezember 1919 in Wien. Das Künstlerhaus widmete ihm im darauffolgenden Jahr im Rahmen der Jahresausstellung eine Gedächtnispräsentation, in der einundzwanzig Gemälde des Künstlers präsentiert wurden.