Alles beginnt mit Stefan Sagmeister – Elizabeth E. Guffey, die Autorin der neuen Publikation „Posters: A Global History“ stellt das legendäre Haut-Ritz-Plakat für Sagmeisters AIGA-Lecture an den Anfang ihres Buches und erklärt dazu: „In 1999, an intern cut letters into the skin of Stefan Sagmeister’s torso and arms for more than eight hours. Then Sagmeister was photographed, and he used the resulting image in a poster announcing his lecture at Cranbrook Academy of Art, near Detroit. Now an icon of contemporary design, the poster opens up multiple discourses about the body in the second millenium, with allusions ranging from exhibitionism and tattooing to sadomasochist subcultures and even the self-injurious practice of cutting.” Ausgehend von Sagmeisters dramatischer Aktion analysiert die Autorin in ihrer Publikation die Funktionsmechanismen historischer und zeitgenössischer Plakate.
Elizabeth E. Guffey ist Professorin für Kunst und Designgeschichte an der State University of New York sowie Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Design and Culture“. Ziel des Buches „Posters. A Global History“ ist es, die Entstehung, aber auch die Rezeption von Plakaten zu beleuchten. Es geht dabei nicht nur um das Wo und Warum bei der Entstehung von Plakaten, sondern auch um die Frage, warum und wie sie als Medium Bestand haben können. So führt die Autorin vom Beginn mit Stefan Sagmeister zurück in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, als noch nicht das Bild, sondern das Wort in der Außenwerbung dominierte. Nicht streng chronologisch, sondern nach verschiedenen, durchwegs originellen Aspekten wird die vielfältige Welt der Plakate in fünf aufschlussreichen Kapiteln dargestellt und analysiert: „Consuming words on the street: 1840–1950“, „Trashing Tradition: 1945–1965“, „New art, new space: 1960–1980“, „Fetishism and the global poster: 1960–1980“ und „A new golden age – digital enchantment: 1980–2014“ sind die einzelnen Stationen übertitelt.
Der Bogen, den die Publikation dabei spannt, macht dem Buchtitel alle Ehre, denn es ist tatsächlich eine globale Mediengeschichte, die hier erzählt wird. Sie reicht vom Paris des Toulouse Lautrec bis zum Havanna des Fidel Castro, von der Pop Art bis zur bunten Reklame der indischen Filmindustrie, vom pyschedelischen Poster aus San Franciso bis zu Plakaten aus China, Russland und Afrika. Elizabeth E. Guffey geht dabei stets unkonventionell auf das Thema zu und eröffnet so immer wieder frische und damit überraschende Blickweisen.
Zur Zukunft des Plakats meint Guffey im Epilog der Studie unter dem Titel „Post-Posters?“, dass der Dialog von digital und analog und zwischen West und Ost ein breiteres „Neudenken“ von Design erlauben wird, und sie kommt zu dem tröstlichen Schluss: „The poster is dead. Long live the poster.“
Guffey, Elizabeth E.: Posters. A Global History, London 2015.