Emil Karl Maenner – Teilnachlass in der Österreichischen Nationalbibliothek

Karl Emil Maenner, Plakat für die „Österreichische Investitionsanleihe“, 1937 (Ausschnitt)

Dank der Initiative von Christian Maryška konnte die Österreichische Nationalbibliothek einen besonders wichtigen Ankauf tätigen: Es ist ein Teilnachlass des deutsch-österreichischen Grafikers Emil Karl Maenner. Erworben wurde der Bestand vom Berliner „Versandantiquariat für alte Plakate, Plakat- und Reklameliteratur“ von Burkhard Sülzen. Unter www.plakatkontor.de  hat der deutsche Händler und Grafikexperte den Bestand sehr ausführlich beschrieben. Dort kann man sich auch überzeugen, dass der Nationalbibliothek mit dem Ankauf eine wertvolle Bereicherung ihres Bestandes gelungen ist. Im „ÖNB Newsletter“ heißt es dazu: „Die facettenreiche Sammlung besteht aus rund 200 kleinformatigen Arbeiten und enthält Plakatentwürfe, Kleinplakate, Prospekte, Entwürfe für Buchumschläge, Briefpapier- und Inseratenentwürfe sowie Kleingrafik aus der Zeit zwischen 1928 und 1938.“

Emil Karl Maenner wurde am 2. Dezember 1893 in München geboren. Nach dem Ende der Münchener Räterepublik musste der politisch links stehende Grafiker seine Heimatstadt verlassen. In den 1920er Jahren kam er dann nach Wien und war hier bald ein viel beschäftigter Gebrauchsgrafiker. 1929 konnte er für das Heft 5/6 des Fachmagazins „Österreichische Reklame“ das Cover gestalten, wobei er dort unter dem Namen E.K. Menner firmierte. Im Editorial hieß es zu dieser Arbeit: „Der Entwurf zum Umschlag der vorliegenden Nummer stammt von E.K. Menner, einem Gebrauchsgraphiker, der erst vor wenigen Jahren den Weg zum Metier gefunden hat. Vorher tat er das Beste, was ein Gebrauchsgraphiker als weitere Vorschulung für seinen Beruf tun kann. Er war kaufmännisch tätig.“

Christian Maryška konnte im Zuge des Ankaufs feststellen, dass Maenner auch für das renommierte „Österreichische Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum“, in dem damals der Philosoph Otto Neurath die Grundlagen moderner Bildstatistik erarbeiten ließ, beschäftigt war. Maryška fand in der Handschriftensammlung der Nationalbibliothek einen Brief von Marie Neurath, die E.K. Maenner auf Anfrage bestätigte: „Ich erinnere mich, daß Sie ein Mitarbeiter des Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseums in Wien waren in der Zeit, als wir das Mappenwerk ‚Gesellschaft und Wirtschaft‘ vorbereiteten, das 1930 herausgekommen ist.“ Auf Nachfrage ergänzt Christian Maryška: „Bei den Publikationen über Otto Neurath erstaunt mich immer dieses ‚Starprinzip’: Nur Neurath wird erwähnt, Gerd Arntz auch, der Rest scheint die Leute nicht zu interessieren. Niemand hat sich z.B. die Frage gestellt, wer für das Grafikdesign verantwortlich war, bevor Arntz nach Wien kam.“ Nun konnte im Zuge dieses bedeutenden Ankaufs auch ein neuer Aspekt bezüglich der weltweit rezipierten Arbeit von Neurath beleuchtet werden.

Um 1955 gründete Maenner den Verlag „Editio Totius Mundi“, der sich mit der Herausgabe von Faksimiles befasste. In dieser Funktion war der Verlagsleiter bis in die achtziger Jahre auch ein regelmäßiger Besucher des Bildarchivs und der Grafiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Am 18. April 1990 verstarb Emil Karl Maenner in Wien. Nun ist zumindest ein Teil seines Lebenswerkes nachhaltig für Wien gesichert.

Weitere Informationen:
Emil Karl Maenner in der Österreichischen Nationalbibliothek